160 Jahre Kirche in Lietzow

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160 Jahre Kirche in Lietzow wurden heute in einem würdigen Gottesdienst und anschließendem Beisammensein gewürdigt. Der Architekt war kein geringerer als Friedrich August Stüler. Ich durfte ein kleines Grußwort halten.

Liebe Festgemeinde,

Liebe Mitglieder des Gemeindekirchenrates und lieber Vorsitzender Detlev Schöpp,

Lieber Superintendent Thomas Tutzschke,

Liebe Mitglieder des Fördervereins und lieber Vorsitzender Lars Schmidt,

Bevor ich zum heutigen Festtag gratuliere, möchte ich einmal den Versuch machen, den Ort Lietzow in der Zeit vor etwa 160 Jahren einzuordnen.

Ziemlich genau zu jener Zeit fing Theodor Fontane nämlich an, seine Wanderungen durch die Mark Brandenburg und damit auch durch das Havelland zu veröffentlichen.

Und in typischer Fontanesprache beschreibt er, wie gut die Landwirtschaft die Landschaft prägt und …

… nennt all die Orte, die ihn dabei besonders verzückt haben.

Fontane schreibt:

„Und an dieses Teppichs blühendem Saum

All die lachenden Dörfer, ich zähle sie kaum:

Linow, Lindow,

Rhinow, Glindow,

Beetz und Gatow,

Dreetz und Flatow,

Bamme, Damme, Kriele, Krielow,

Petzow, Retzow, Ferch am Schwielow,

Zachow, Wachow und Groß-Behnitz,

Marquardt-Ütz an Wublitz-Schlänitz,

Senzke, Lenzke und Marzahne,

Lietzow, Tietzow und Rekahne,

Und zum Schluß in dem leuchtenden Kranz:

Ketzin, Ketzür und Vehlefanz.

Verehrte Festgemeinde,

Schreiben konnte er ja, der gute Fontane.

Das harte Arbeitsleben in der Landwirtschaft und das beschwerliche Leben der Menschen in den Schnitterkasernen dürften es wohl kaum gewesen sein, …

… die Fontane so positiv anregten.

Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es die vielen prächtigen Bauernhäuser und mittendrin immer die Kirchen waren, …

… die Fontane so positiv stimmten.

Ich habe die Jahreszahlen mal übereinander gelegt und bin mir auch ziemlich sicher, dass Fontane – wenn er von Lietzow sprach – diese Kirche gesehen haben muss, …

… und nicht den Vorgängerbau.

Diese Kirche war ja für damalige Verhältnisse eine absolute Neuheit.

Das war ja keine typische Dorfkirche des 19. Jahrhunderts, jedenfalls nicht für Brandenburger Verhältnisse.

Und liebe Festgemeinde, genau das möchte ich zum Anlass nehmen, um Ihnen zu gratulieren.

Sie haben heute nicht nur ein Jubiläum von 160 Jahren.

Sie haben auch eine Kirche, die in dieser Form wohl kaum ein anderes Dorf haben dürfte.

Das müssen und dürfen Sie feiern!!!

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Gestatten Sie mir einen kleinen Blick in die Gegenwart.

Wir leben in einer Zeit rasender Veränderungen, die auch nicht spurlos an unserer Kirche vorbeigehen.

Die Fusion zum großen Kirchenkreis Nauen-Rathenow ist ja nur ein Ausdruck dieser vielschichtigen Entwicklungen.

Und nicht wenige machen sich ernsthaft Sorgen, wie es zum Beispiel mit den vielen Dorfkirchen im Kreis und im Land weitergehen kann.

Im gesamten Land Brandenburg sind es immerhin 1.600 Dorfkirchen, …

… 1.500 Kirchen davon stehen unter Denkmalschutz, was den Erhalt in aller Regel nicht einfacher macht.

Und Sie liebe Gemeinde, der Kirchenkreis, die Landeskirche und auch das Land Brandenburg – das kann ich heute so einschätzen – leisten ihren Anteil …

… viele Kirche zu erhalten und in die Zukunft zu führen.

Aber warum eigentlich und für wen eigentlich?

Ich denke folgendes:

Wir Menschen, egal wie gläubig wir sind und waren – kommen immer an die Momente, wo die Kirche für uns der Ort der Zuversicht ist.

Für mich sind das ganz besonders die Stationen des Lebens:

  • Geburt und Taufe,
  • Konfirmation als Aufbruch in ein eigenes Leben,
  • Trauung, für die, die sich trauen,
  • und Tod und Abschied für die Ewigkeit.

Die Stationen des Kirchenjahres wie Ostern, Pfingsten, Advent oder Weihnachten kommen ja noch hinzu.

All das verlangt nach einem Ort und deswegen werden auch Sie Ihre Lietzower Kirche immer brauchen und sicher auch mal zwischendurch.

Daher bin ich trotz aller baulichen Herausforderungen daher zuversichtlich, …

… dass diese Kirche mindestens weitere 160 Jahre optimistisch in die Zukunft schauen kann …

… und dafür wünsche ich ihnen von Herzen alles Gute und immer Gottes Segen.